Die Rostocker Marienkirche und ihre Orgeln
St. Marien ist die Hauptkirche der Universitäts- und Hansestadt Rostock.
Erstmals erwähnt wurde sie im Jahr 1232. Seit 1265 ist sie als Ratskirche der Stolz der Bürgerschaft. Große Anstrengungen wurden unternommen, um die Kirche prächtig auszustatten, damit Rostock im Vergleich der Ostsee-Städte einen würdigen Platz einnimmt. Die wertvollsten Ausstattungsstücke sind die Bronze-Tauffünte von 1290 und die Astronomische Uhr von 1472. Eine erste Orgel wird 1452 erwähnt, und seit 1593 lenken Orgeln an der Westwand der Kirche die Blicke aller Besucher auf sich.
Zur Orgel:
Ein 27 Meter hohes Gesamtkunstwerk
Die Rostocker Marienkirche weist unter den großen Backsteinkirchen des Ostseeraums einen bemerkenswerten Kontrast zwischen gotischer Architektur und reicher barocker Ausstattung auf. Im Jahr 1751 wurde im Westen des Hauptschiffs der Kirche eine prächtige Loge für Herzog Christian Ludwig II. von Mecklenburg errichtet. Bald darauf, im Jahr 1770, vollendete der Rostocker Orgelbauer Paul Schmidt eines der damals größten Instrumente Mitteleuropas. Es entstand ein faszinierendes, rund 27 Meter hohes Gesamtkunstwerk.
Eine unglückliche Biographie
Während das Äußere von Fürstenloge und Orgel stets die Besucher der Kirche beeindruckte und heute nur einer intensiven Reinigung und Sicherung bedarf, litt das technische Innere des Instruments von Anfang an unter konzeptionellen Fehlern. Mehrere Umbauten und Eingriffe versuchten Abhilfe zu schaffen, doch nicht immer mit glücklicher Hand und öfter noch in Zeiten materieller Not. So wurden in der falschen Hoffnung auf einen bald nach Kriegsende möglichen Umbau im Jahr 1917 über 3.000 Pfeifen der „Metallspende“ für die Rüstungsindustrie geopfert. Die Wiederherstellung des Instruments erfolgte dann erst im Jahr 1938, als erneut Buntmetalle für die im Hintergrund laufenden Kriegsvorbereitungen rationiert waren. Reparaturen in den Jahren der DDR litten ebenfalls unter Einschränkungen, dazu kam der reichliche Eintrag von giftigen Holzschutzmitteln.
Der Bestand
Die Fürstenloge ist neben ihrem Pendant in der Ludwigsluster Schloßkirche der eindrucksvollste Herrschersitz aus barocker Zeit in einer Kirche. Erhalten sind neben den Strukturen und Schnitzereien aus Holz Elemente aus Pappmaché, barocke Fenster und sogar der originale Teppich. Die Orgelfassade ist geprägt von olivgrünen Tönen der an vielen Stellen der Kirche aufgebrachten Farbfassung der 1840er-Jahre, die Vergoldungen stammen noch von 1770. Acht große Skulpturen sind in Gestalt von Engeln, teilweise Trompete blasend, gearbeitet.
Im Inneren der Orgel finden wir einen gewachsenen Zustand vor: 5.700 Pfeifen in 83 Registern stammen überwiegend aus dem Jahr 1938, einige Register aus den Jahren 1983 und 1907, nur wenige sind noch älter. Die technische Anlage besteht aus Material aus den Jahren 1793, 1905-07, 1938 und 1983. Die Arbeiten von 1938 wurden innerhalb der Begrenzungen der Buntmetall-Rationierung ausgeführt, viele im technischen Teil der Orgel vorfindliche Situationen deuten auf einen sehr hastig ausgeführten Umbau hin. Konnte Sauer wenige Jahre zuvor (1931) in der Güstrower Pfarrkirche eine heute noch erhaltene, gediegene Orgel (ebenfalls hinter einer Fassade von Schmidt) errichten, so ist am Rostocker Instrument von der hohen Reputation der Firma Sauer nur mehr wenig wahrzunehmen. Geringfügige Veränderungen im Jahr 1983 brachten nur geringe Verbesserungen.
Das Projekt der Orgelrestaurierung verfolgt das Ziel, dem Äußeren von Orgel und Fürstenloge wieder den alten Glanz zu verleihen und die klanglich wie technisch unbefriedigende Situation des Musikinstruments nachhaltig zu verbessern.