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Memo Nr. 1

Persönliche Gedanken am 18. Februar 2018

Ich war für eine Woche in Paris und besuchte sehr viele Museen, jeweils mit den Schwerpunkten Impressionismus und Moderne. Natürlich war ich schon zuvor an diesen Epochen interessiert und hatte versucht, mir ein wenig Überblick zu verschaffen. In der Fülle der Stile und einzelnen Werke, die einem in dieser wunderbaren Stadt zugänglich gemacht wird, wurde mir im sorgfältigen Wahrnehmen der jeweiligen Entstehungsjahre der Werke erstmals fassbar, wie sehr dieser Ort in der Malerei dem übrigen Europa voraus war.
Warum schreibe ich hier darüber?

Wenn ich nun die Kunstwerke aus der Zeit von 1890 bis 1940 betrachte – was finde ich von diesem künstlerischen Anspruch in der Orgel der Marienkirche wieder, die doch 1937/1938 von einem damals wesentlichen Meister des Orgelspiels (Prof. Fritz Heitmann) im Rahmen der gegebenen Grenzen gestaltet wurde?

Beinahe lächerlich wirkt der retrospektive Ansatz des Konzepts oder des Programms des Einweihungskonzerts vom 6. 11. 1938, setzt man dies in Beziehung zu dem oben Beschriebenen. Wo ist die Kunst der damaligen Gegenwart? Wir wissen natürlich um die ideologischen und gesellschaftlich-politischen Bedingungen jener Jahre… Da mag es ein Trost sein, dass zumindest Dr. Hans-Joachim Wagner, Organist an St. Marien von 1948 bis 1983 und großer Liebhaber der zum Dienstantritt noch fast neuen Orgel, in seinen zahlreichen Konzertprogrammen auch die Literatur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts regelmäßig gewürdigt hat, inklusive der schwer erreichbaren Musik z. B. der Franzosen.

Wenn die Orgel der Marienkirche jemals wieder zu einem verlässlich spielbaren und klanglich soliden Instrument wird, ist die Verpflichtung aus meiner Sicht ganz naheliegend, abseits des Impulses der barocken (besser: Rokoko) Fassade auch jüngerer Musik zu dienen, mindestens derjenigen aus der Zeit der (bisher letzten) Konzeption der Orgel (1937/38), und eigentlich auch noch darüber hinaus.

In dem ich dies sage, stelle ich mich zugegebenermaßen in die Reihe derer, die solcherlei Verpflichtung bisher nicht nachgekommen sind – aber ich würde es versuchen wollen, oder zumindest diejenigen Musiker dann einladen können, die sich auf diesem Gebiet bereits Verdienste erworben haben…!

 

 

Karl-Bernhardin Kropf, Kantor an St. Marien, 18. 2. 2018

 

 

 

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