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Aus schweren Zeiten

Im letzten Beitrag wurde über handgemalte Spendenaufrufe aus neuer und alter Zeit (ca. 1980) berichtet. Die 80er-Jahre waren in der DDR eine schwere Zeit. Orgelreparaturen waren nur mühsam durchzuführen. Das Rostocker Instrument war 1983 und 1986 zwar überarbeitet worden, dennoch blieben Wünsche übrig. Der damalige Organist, KMD Joachim Vetter, unterhielt mit eigenen und fremden Konzerten die schon Jahrzehnte bestehende Veranstaltungsreihe, doch am Instrument hatte er keine reine Freude, waren doch zuviele technische und klangliche Probleme unbewältigt.

Einige Bilder sollen diese Zeit illustrieren – das erste zunächst die Gebrauchsanweisung für Gastorganisten:

Der wichtige Hinweis, dass Manual II als Hauptwerk zu verstehen ist, nicht Manual I. Dann soll möglichst viel gekoppelt werden, weil ein einziges Register stets zu wenig ist. Begründet wird dies mit den hohen Außengeräuschen, die noch höher waren als heute, da in jener Zeit nicht alle Fensterscheiben intakt waren und auch noch mehr bzw. anderer Verkehr um die Kirche führte (Zur Bauzeit der Orgel 1938 gab es überhaupt keinen Kraftverkehr in der Nähe der Kirche).

Schließlich wird noch auf die 1986 eingestellten, von Firma Giesecke in Göttingen gefertigten Zungen hingewiesen, die etwas „günstiger“ wären als die anderen. Dieser orgeluntypische Begriff soll auf die schlechte Ansprache der nicht wirklich restaurierten Register Posaune 32′ und 16′ von Marx 1793 hinweisen, weshalb im Pedal die neue 16′-Posaune (Nr. 76) benutzt werden soll. Im Schwellwerk sind die Zungen Trompete 8′, Hautbois 8′ und Fagott 16′ (Nr. 14-16) in französischer Bauart hinzugekommen.

Als nächstes wird eine abgebrochene Becherbüchse einer Pfeife aus dem Pedalregister Sordun 8′ (Sauer 1938) gezeigt: Gelegentlich werden die Schallbecher des Registers durch Besuchereinwirkung oder bei Wartungsarbeiten versehentlich weggedrückt. Da die Becher in Becherbüchsen stecken, bricht die Lötstelle am Übergang zwischen Büchse und Kopf auf. Diese muss dann neu verlötet werden.

Das passiert alle paar Jahre einmal. Hier werden nun unprofessionelle Reparaturversuche sichtbar – denn in der DDR gab es nicht nur Materialmangel, es war auch schwer, professionelle Orgelbauer zeitnah für Reparaturarbeiten zu bekommen.

So wurde statt einer korrekten Lötung mit entsprechendem Metall und Kolben zunächst Fensterkitt verwendet, und später als Reparatur der Reparatur nochmal eine Art Alleskleber. An einer anderen Pfeife weisen die schwarzen Spuren auf die Anwendung eines Flammlötgeräts hin, was ebenfalls nicht fachgerecht ist. Aber so war die Zeit…

Notreparatur mit Fensterkitt und Alleskleber

Die gescheiterte Notreparatur mit Fensterkitt/Alleskleber

Notreparatur mit Flammlötkolben

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