Design competition for the restoration and the rebuild
of the organ of St Mary’s church of Rostock
The design competition of 2024 is a major milestone in preparing the restoration and redesign of St Mary’s organ. Though announced europe-widely, the material is in German language. The translation of this web page may proceed stepwise.
A good suggestion is to watch the Video on Youtube, to activate the subtitles and to choose the English translation. The results are acceptable.
The major part of this page will be kept in German so far, but more information may be gathered by checking the drawings at the bottom of this page and by opening the documents in the following box. The verdict of the Jury will be found there in English, too.
The Verdict of the Jury:
All finalists delivered high-quality entries. The scope provided by the competition was used to the full by all participants, although the specifications were weighted differently. This resulted in both creative and contradictory solutions. In order to express appreciation for the fact that all three participants dealt intensively with the complex problem of the task, one first and two second prizes were awarded with no third prize.
First prize goes to the Johannes Klais Orgelbau workshop in Bonn (Germany). The decisive factor was the closest approximation to the competition text. The jury was most convinced by this concept.
The entries of the two second-placed participants – the Rieger Orgelbau workshop in Schwarzach (A) and a joint team from the Gerhard Grenzing workshop in El Papiol (E) and Weimbs Orgelbau in Hellenthal (D) – feature many impressive details. However, from the jury’s point of view, the chosen accentuation of individual aspects resulted in a greater distance from the competition brief.This was purely an ideas competition that did not necessarily lead to the award of a contract. The result is the basis for all further considerations.
Translated by DeepL
The full minutes of the jury meeting held on 26 September 2024 is available here>
A synopsis of the three entries as a PDF table in German is available here>
The specifications, divided into main organ (Hauptorgel) and choir organ (Chororgel), as suggested by the three contributors are available as PDF files:
A choice of construction drawings is available at the bottom of this page. The use or further distribution of these drawings is not allowed!
This page continues with content in German.
In der Rostocker Marienkirche ist die Restaurierung und Umgestaltung der Orgel beabsichtigt. Der Wettbewerb diente der Findung von Lösungsansätzen im Spannungsfeld von denkmalpflegerischer Verantwortung und und musikalisch-kultureller Nutzung für eine beabsichtigte spätere Realisierung.
Der Wettbewerbs wurde in Anlehnung an die „Richtlinie für Planungswettbewerbe“ in der Fassung vom 31. Januar 2013 durchgeführt. Die Auslobung war für die Ausloberin, die Teilnehmer sowie alle anderen am Wettbewerb Beteiligten verbindlich.
Die Bestrebungen, die unbefriedigende Orgelsitution der Rostocker Marienkirche nachdrücklich zu verbessern, reichen bis in das Jahr 1998 zurück. Nach Abschluss aller anderen wichtigen Verfahren der Innenraumsanierung konnte in den letzten Jahren das Orgelprojekt wieder aufgegriffen werden. Die instrumentale Situation ist sehr komplex. Deshalb schienen weder der beim Neubau übliche Weg des Verfassens eines Konzeptes und einer Wunsch-Disposition oder der bei einer Restaurierung übliche Weg der Bestandserfassung und anschließenden Definition eines Rückführungs-Zustandes bzw. Restaurierungszieles zielführend zu sein. Für ein verantwortungsvolles Handeln schien es erforderlich, schon in der Vorbereitung nicht nur Sachverständige, sondern auch Orgelbauwerkstätten selbst an der Lösungsfindung zu beteiligen, weshalb zunächst (2022) über Einladungen an eine Anzahl qualifizierter Betriebe nachgedacht wurde, damit diese Lösungen und voraussichtliche Kosten grob skizzieren sollten.
Aufgrund des voraussichtlich hohen Anteils öffentlicher Förderer bestand die Notwendigkeit eines transparenten und korrekten Verfahrens, weshalb zum Mittel des Planungs- bzw. Ideenwettbewerbes (also eines Wettbewerbes, der nicht automatisch in eine Realisierung führt) gegegriffen wurde. Dass sich ein Planungswettbewerb an Unternehmen richtet, denen vor allem auch die Realisierung von Orgelbauten zufällt, ist gegenüber Wettbewerben in der Bauwirtschaft eine Unterscheidung. Diese ist darin begründet, dass es im Orgelbau keine breite Praxis ausschließlich planender (wie Architekten) und ausschließlich Pläne umsetzender Unternehmen (wie Baufirmen) gibt. Die Anlehnung an die RPW 2013 ist der Versuch, die dortigen Regelungen für den Orgelbau zu nutzen und zu übersetzen.
Der Wettbewerb wurde als zweistufiger Planungswettbewerb (Ideenwettbewerb) mit vorausgehendem Teilnahmewettbewerb ausgelobt. Für die erste Stufe sollten höchstens sechs Orgelbauwerkstätten zur Teilnahme eingeladen, für die zweite Stufe wurde die Zahl der Teilnehmerinnen auf höchstens drei begrenzt. Aufgrund der zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abgesicherten, aber beabsichtigten Realisierung wird diese in einem eigenen Verhandlungsfahren vergeben werden. Näheres ist dem Auslobungstext zu entnehmen. Als Wettbewerbssumme (Aufwandsentschädigungen und Preisgelder) wurde der Betrag von 48.000 Euro bestimmt.
Zeitachse:
22.01.2024 Digitale Veröffentlichung der Auslobung im EU-Portal (TED)
01.03.2024 Einsendeschluss zum Teilnahmewettbewerb – sechs Teilnahmeanträge gingen ein (Da es sich in einem Fall um eine Teilnehmergemeinschaft handelte, waren insgesamt sieben Werkstätten aus drei EU-Ländern beteiligt)
04.03.2024 Vorprüfung der Teilnahmeanträge informeller Hinsicht, Beginn der Bewertung anhand der aufgestellten Matrix
11.03.2024 Abschluss der Bewertungsmatrix
12.03.2024 Preisrichtervorbesprechung und Entscheidung über die Einladung zur Teilnahme: Vier Teilnehmer werden zur 1. Phase des Wettbewerbs eingeladen.
15.04.2024 Rückfragenkolloquium
22.05.2024 Einsendeschluss für Beiträge zur 1. Phase
27.05.2024 Vorprüfung der eingesandten Beiträge
28.05.2024 Preisgerichtssitzung zur 1. Phase des Wettbewerbs – auslobungsgemäß werden drei Teilnehmer zur Weiterarbeit aufgefordert, wozu diesen unter Wahrung der Anonymität Rückmeldungen der Jury übermittelt werden. Ein Teilnehmer wird ausgeschieden. Da nur vier statt der möglichen sechs Teilnehmer für die erste Runde qualifiziert waren, wird der eingesparte Geldbetrag zu gleichen Teilen auf die anderen Aufwandsentschädigungen verteilt und diese auf 4.500 Euro erhöht.
28.08.2024 Auf Bitte eines Teilnehmers wird von der auslobungsgemäßen Möglichkeit der Verschiebung des Einsendeschlusses zur zweiten Phase Gebrauch gemacht. Der Termin wird vom 31.08. auf den 23.09. verschoben.
23.09.2024 Einsendeschluss für die Beiträge zur 2. Phase des Wettbewerbs
24.09.2024 Vorprüfung der Beiträge zur 2. Phase des Wettbewerbs
26.09.2024 Preisgerichtssitzung zur 2. Phase des Wettbewerbs – Nach umfassender Beratung wird ein erster Preis vergeben (3.000 Euro), der zweite Preis wird verdoppelt (je 2.000 Euro), ein dritter Preis (geplant 1.000 Euro) wird nicht vergeben. Die drei Teilnehmer haben Anspruch auf die pauschale Aufwandsentschädigung zur 2. Phase von 8.000 Euro.
Die eingereichten Arbeiten werden ab November online präsentiert.
Auslobung, enthaltend die verfahrensrechtlichen Details sowie die Beschreibung der Wettbewerbsaufgabe, PDF>
(aktualisiert 05. Februar)
Die Anlagen 1 – 4 betrafen den Teilnahmeantrag
Anlage 5:
Stellungnahme des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern
(Die Kenntnisnahme der dort gemachten Aussagen ist erforderlich), PDF>
Anlage 6:
Statische Untersuchung der Empore, Präsentation, PDF>
Anlage 7:
Bemaßte Pläne für die Orgel und die Orgelempore, ZIP>
Anlage 8:
Bemaßte Pläne für das Kirchengebäude insgesamt und den Chorraum (diskutierter Standort Chororgel), ZIP>
Anlage 9:
Bildauswahl zur Orgel, zur räumlichen Situation, zum Chorraum;
mit Verweis auf die online-Bildergalerien, PDF>
Anlage 10:
3D-Modellierung des Tragwerks im Orgelgehäuse, IFC-Datei, groß>
(lesbar in den meisten CAD-Programmen bzw. Betrachter-Software)
Anlage 11:
Konservatorischer Befund der Oberflächen (Orgelgehäuse, Empore), Präsentation, PDF>
Anlage 12:
Bericht über das Kolloquium „Die Orgel von St. Marien zu Rostock – Restaurierung? Rekonstruktion? Neubau? Reorganisation?“ 2009, PDF>
Anlage 13:
Aktuelle Disposition der Orgel mit Benennung der Hersteller des Pfeifenwerks (auf Basis des gegenwärtigen Kenntnisstandes), PDF>
zwei Fehler entfernt im Herbst 2024
Über diese Informationen hinaus bietet diese Website in ihren Bildergalerien sowie mehr oder weniger geeigneten Hörbeispielen viele Möglichkeiten, das Instrument auch aus -distanz näher kennen zu lernen. Auch sind zahlreiche Einzelbeiträge nach Kategorien sortiert abrufbar. Besonders hingewiesen sei auf die Akustische Untersuchung aus dem Jahr 2020 Link>
16. Zielstellung
Für die Marienkirche Rostock ist ein Instrument zu schaffen mit einer hohen technischen Zuverlässigkeit, Nachhaltigkeit in Bezug auf Wartung, Bedienbarkeit und Materialität – ein Instrument, das den ästhetischen und liturgischen Anforderungen des Gebäudes, der Stadt und der Region entspricht.
Das Projekt umfasst die Hauptorgel auf der Westempore hinter dem vorhandenen barocken Prospekt (hier als “Haupt-Orgel” bezeichnet) sowie eine Chor-Orgel im östlichen Bereich der Kirche (Chorraum).
Die Haupt-Orgel wird als konzentriert gestaltetes Instrument verstanden, das in sich vollständig ist. Nebenwerke (vgl. 16.1.5) treten als unbedingt wünschenswerte Bereicherungen hinzu.
Die Fassade der Orgel, die Empore und die Fürstenloge werden restauriert (dies ist nicht Bestandteil dieses Wettbewerbs) und konstruktiv nicht verändert. Im Falle der Zustimmung der Denkmalschutzbehörde könnte gegebenenfalls über ein Vorziehen der Untergehäuse-Front auf die ursprüngliche, 1938 aufgegebene Position gesprochen werden.
Die Stellungnahme das Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (enthalten in den Planungshilfen) ist Bestandteil dieser Auslobung. Sie legt die Maßstäbe dar, nach denen über die Weiterverwendung von Bauteilen entschieden werden muss.
Die am Wettbewerb teilnehmenden Orgelbauwerkstätten sind nachdrücklich eingeladen, kreativ mit den Vorgaben umzugehen. Die gewählten Lösungsvorschläge sind sämtlich gut zu begründen.
16.1. Hauptorgel
16.1.1 Allgemeine Struktur, Größe
Für die Haupt-Orgel wird eine klassische Konstruktion und Disposition erwartet. Als Orientierung gilt die Größe von ca. 50 bis 55 Registern auf drei Manualen und Pedal. Ein Manual soll als Schwellwerk ausgeführt werden. Ziel ist, die Orgel spiel- und klangtechnisch auch über das heute übliche Kernrepertoire hinaus zu öffnen (“Verlängerung in die Zukunft”). Hierfür sollen überwiegend mechanische Konstruktionen genutzt werden wie z. B. Tastengangsbegrenzung oder variable Trakturübersetzungen. Ebenso soll die Möglichkeit zur Winddruckbeeinflussung vorhanden sein. Näheres zu Fragen des elektronischen Anteils an Steuerung wird unter 16.1.9 formuliert.
Als Klaviaturumfänge werden zunächst im Manual C-a3 und im Pedal C-f1 angenommen. Zur Gestaltung einer ergonomischen und trotz voraussichtlich vieler Möglichkeiten übersichtlichen Spielanlage werden entsprechende Überlegungen erwartet (siehe auch Punkt 16.1.9 Steuerung).
16.1.2 Trakturen
Tontraktur:
Diese ist mechanisch anzulegen (Ausnahmen wären ggf. für einzelne entfernt stehende Pfeifen wie z. B. 32′-Töne denkbar). Wichtige Koppeln sind mechanisch vorzusehen. Zu einer zusätzlichen elektrischen Tontraktur siehe Punkt 16.1.9 (Steuerung).
Erwähnt wurde bereits die erwünschte Einbeziehung von Mitteln wie Tastengangsbegrenzungen und, soweit möglich, variablen Trakturübersetzungen.
Registertraktur:
Diese soll so weit wie konstruktiv möglich mechanisch funktionieren.
Zusätzlich ist eine elektrische Steuerung mit Setzeranlage vorzusehen. Positionen von Schleifen (im Falle von Schleifladen) oder Registerventilen (im Falle von Kegelladen o. ä.) könnten speicher- und reproduzierbar sein.
16.1.3 Windladen
Ladensystem und Ventilart sind nicht festgelegt. Es wird zunächst von Schleifladen ausgegangen, aber auch andere Systeme sollten auch in Hinblick auf die unter 16.1.1 benannte Repertoire-Öffnung geprüft werden. Ausdrücklich sind die Orgelbauer zu begründeten Vorschlägen eingeladen.
16.1.4 Positionierungen
Die Orgelbauer sind eingeladen, die ungewöhnliche Architektur der Orgel auch als Chance zu begreifen und im Rahmen der konstruktiven Gegebenheiten kreativ mit ihr umzugehen. Änderungen an den wesentlichen Teilen des vorhandenen historischen Tragwerks (Fachwerk mit Hängewerk) sollen möglichst vermieden werden.
Aus der bisherigen Erfahrung und praktischen Versuchen ist absehbar, dass Wichtiges möglichst weit vorne oder oben platziert werden muss. Eine Rückwand wird nach gegenwärtigem Stand als empfehlenswert eingestuft.
16.1.5 „Nebenwerke“
Innerhalb des Hauptgehäuses der Orgel soll es zwei „Nebenwerke“ geben: “Auxiliar” und “Aliquotwerk”. Diese sollen Möglichkeiten bieten, die man in den Dispositionen von Großorgeln der Planungswettbewerb Orgel Marienkirche Rostock – Fassung 05. Februar 2024 – S. 9 von 16
Gegenwart erwarten würde, aber zugunsten der konzentriert klassischen Disposition innerhalb der Hauptorgel entfallen. Die Form kann sowohl ein größer gedachtes als auch zwei unabhängige Teilwerke sein.
In einem Auxiliar, welches hier bereits als einzeltongesteuert angenommen wird, könnten sich Register finden, deren feste Zuordnung zu einem Werk aus genannten Gründen entfällt, die aber
1) gelegentlich in größeren klanglichen Zusammenhängen (“Symphonik”) benötigt werden 2) im Altbestand der Orgel vorhanden und klanglich ungewöhnlich bzw. reizvoll sind und deshalb auch im zukünftigen Instrument abrufbar sein sollten3) wie in 1) und 2) begründet werden, aber durch Nutzbarkeit in mehreren Fußlagen weiter an Wert gewinnen würden 4) von einem besonders günstigen Aufstellungsort – falls er diesem Werk zugestanden würde, z. B. in den seitlichen Pedalflügeln – profitieren würden
In einem Aliquotwerk sollen, ebenfalls einzeltongesteuert, die Obertonreihen Quinte, Terz, Septime und None angeboten werden. Diese würden klangliche Ergänzungen der Hauptorgel mit Tiefaliquoten (16′-Basierung im romantischen Sinne) wie auch höher liegenden Obertönen (insbesondere für jüngere Musik) ermöglichen. Die Frage, in welcher Fußlage die einzelnen Reihen beginnen und weitere Details sind Teil der Überlegungen des Orgelbauers.
Die beiden Nebenwerke Auxiliar und Aliquotwerk können aufgrund der Einzeltonsteuerung auch als ein einziges, zumindest technisch zusammenhängendes Orgelwerk verstanden werden, welches insbesondere durch elektronische Ansteuerung (durch Mensch und/oder Maschine) als Gestaltungsmittel zur Verfügung steht (dynamische Obertönigkeit). Näheres zur elektronischen Steuerung unter Punkt 16.1.9.
16.1.6 Statik
Das Gerüstwerk hinter der Fassade geht auf den ersten Erbauer der Orgel, Paul Schmidt (1715 – 1798) zurück und wurde durch die später tätigen Orgelbauer (Marx, Börger, Sauer u.a.) mehrfach verändert. Die statische Zuverlässigkeit wurde fachlich überprüft. Eine Belastung, die dem gegenwärtigen Zustand vergleichbar ist, wird als unkritisch erachtet. Eine Belastungsgrenze wurde daher nicht errechnet, sondern würde nur nach Vorliegen des Entwurfs und der gezielt angegebenen Position im Falle deutlich veränderter Lastverhältnisse ermittelt werden.
16.1.7. Umgang mit der vorhandenen Substanz
Die Baugeschichte des technisch-klanglichen Teils der Orgel soll ablesbar bleiben.
Zur Wiederverwendung vorhandenen Pfeifenmaterials wird von seiten der Ausloberin keine konkrete Aussage gemacht, außer, dass intensiv geprüft werden soll, inwieweit Register gut in das vorzulegende Klangkonzept passen.
Denkbar ist die Weiterverwendung der großen Teile der Windanlage (Ventus von Laukhuff 21 cbm/min, 120 mm WS; drei zweifaltige Magazinbälge (2100x 3200). Von den zwei zuoberst liegenden Keilbälgen (Marx? Winzer?) sind nach Befund aus Distanz anscheinend nur noch die Balgplatten erhalten.
Zu den Windladen:
Die Übernahme der Schwellwerks-Windladen steht im Ermessen der anbietenden Orgelbauer. Die Windladenreste von Marx und Schmidt sollten ausgeschieden und sachgerecht eingelagert werden. Gegen ihre Übernahme sprechen folgenden Gründe:
Von den marxschen Windladen (1793) und von der schmidtschen Echo-Lade (heute “Kronwerk”) sind von Sauer beim Neubau der Orgel (1938) nur die Kanzellenrahmen in stark veränderter Form wiederverwendet worden. Alle anderen technischen Details (Windkästen, Ventile, Schleifen und Stöcke) sind von Sauer.
16.1.8 Klang/Intonation
Aus der Erfahrung mit der bestehenden Orgel wird erwartet, dass eine erneuerte Orgel eine möglichst gute Klangpräsenz besitzt. Hier geht es nicht nur um einen raumfüllenden Tutti-Klang, sondern um die Präsenz der einzelnen Register.
Zur klanglichen Orientierung:
Die Orgelkommission ging der Frage nach einem authentisch zeitgemäßen klanglichen Ausdruck nach. Die Orgelbauer werden ermutigt, in der weiteren Entwicklung des Projekts Ideen für eine Formulierung dieser gesuchten Klanglichkeit einzubringen.
Für die Hauptorgel wird eine klassische Richtung empfohlen, welche – außer vielleicht in Zungenregistern – Annäherungen an ferne Orgellandschaften vermeidet. Ein klassisches Plenum muss enthalten sein. Grundstimmen seien in ihren Rollen ausgeprägt, einzelne Charakter- bzw. Farbstimmen vorhanden. Additive Klangsynthese soll unterstützt werden, entsprechend sind auch schon innerhalb des mechanischen Hauptinstruments mehrere Aliquotregister vorzusehen, sowohl in Hinblick auf eher barocke Klangkonzepte wie auch jene der Klassischen Moderne (z. B. bei O. Messiaen). Für eine derartige klangliche Ausrichtung könnte bautechnisch das Motto “Von Wagner bis Buchholz” hilfreich sein. Die gesamte Gestaltung des Pfeifenwerks soll auch die Anwendung unter verändertem Winddruck bedenken. Auf Punkt 16.1.7 (Umgang mit historischer Substanz) wird nochmals hingewiesen.
16.1.9. Steuerung und elektronische Elemente, Verknüpfung der Orgeln
Die planerisch Beteiligten sind sich sowohl der großen Vorteile wie auch der Risiken in Hinsicht auf Bedienbarkeit und Haltbarkeit elektronischer Elemente bewusst.
Es ist von zwei Ebenen der Spielqualität auszugehen, nämlich
• einerseits von einer binären Steuerung (ein-aus für Tonventile, wie bei den meisten elektrisch gesteuerten Orgeln), die für alle Teilwerke möglich und für die wesentliche Mehrheit fixierter Orgelkompositionen geeignet ist,
• und andererseits einer sensiblen proportionalen Steuerung, die aufgrund der nach gegenwärtigem technischem Stand sehr hohen finanziellen und teilweise auch physischen Mehraufwendungen in elektronischer Form als nicht umsetzbar erscheint und sich mithin auf die erwähnten mechanischen Möglichkeiten beschränkt.
(Auxiliar und Aliquotwerk würden sich nach diesem Konzept jenen Nuancen entziehen, die im mechanischen Orgelteil über Tastengangsverkürzung etc. spieltechnisch erzielt werden können. Diesem Verlust stünden die üblichen Vorteile der Einzeltonsteuerung sowie die digitale Zugriffsmöglichkeit auf diese Werke als Gewinn gegenüber.)
Die mechanische Steuerung soll erkennbaren Vorrang haben, die Bedienung der elektronischen Funktionen möglichst nicht mit umfangreichen oder aufwendigen Einbauten in die klassischen Spielanlagen verbunden werden. Die elektronischen Zusätze im Spieltischbereich sind gering zu halten. Vorstellbar ist daher, Bedienelemente in konstruktiv und optisch abgesetzter Weise anzulegen, auch um Anpassungen bei Modernisierungsbedarf zu erleichtern.
Die Spielanlage der Hauptorgel muss fähig sein, die Chor-Orgel komplett elektrisch zu steuern (in binärer Auflösung). Die Spielanlage der Chororgel sei umgekehrt fähig, Auxiliar- und Aliquotwerk innerhalb der Hauptorgel anzusteuern, idealerweise auch die Hauptorgel selbst, mindestens Teile Planungswettbewerb Orgel Marienkirche Rostock – Fassung 05. Februar 2024 – S. 11 von 16
davon. Da dies die seltenere Nutzungsform ist, kann möglicherweise auf die physische Abbildung der Registriermöglichkeiten des jeweils anderen Instruments verzichtet werden (d. h. dass vor allem an der Chor-Orgel die Register der Haupt-Orgel nur über virtuelle oder sparsam ausgeführte Elemente zu steuern wären, um Überladung zu vermeiden).
Die Klaviaturen beider Spieltische sollten nicht nur binär (ein-aus) lesen, sondern die Tastenfallgeschwindigkeit oder bevorzugt die aktuelle Position der Taste als Wert ausgeben können. Diese Daten können von per Schnittstelle (MIDI, besser noch OSC) angeschlossenen Prozessoren genützt werden, die z. B. temporär von Künstler:innen für eine Veranstaltung eingebunden werden.
Schon im binären Bereich der Tonventilsteuerung entstehen durch die Nutzung dieser differenzierten Steuersignale zusätzliche gestalterische Möglichkeiten (dynamische Koppeln, dynamische Obertönigkeit mit dem Aliquotwerk usw.). Die Möglichkeit der Einflussnahme von Maschinen – vorprogrammiert oder in Echtzeit durch Spieler:innen beeinflusst – wird ausdrücklich angestrebt.
Für alle Aufgaben im Bereich der elektronischen Orgelsteuerung wird von einer Zusammenarbeit mit führenden Zulieferbetrieben ausgegangen, sofern die Orgelbauwerkstatt nicht selbst über bewährte Kräfte verfügt.
16.1.10. Winddynamik
Haupt-Orgel und Chor-Orgel sind – jedenfalls in den meisten ihrer Teilwerke – wie möglichst auch die Nebenwerke mit Möglichkeiten zur Windbeeinflussung zu versehen, und zwar so, dass diese Beeinflussungen werkweise unabhängig wirken können. Spezielle Register (z. B. überblasende Quintadenen, “Windharfe”) wären an akustisch günstiger Stelle anzusiedeln (eher in der Chororgel?). Inspirationsquellen werden bisher in den winddynamischen Orgeln von Biel (Stadtkirche), Bern (Münster) und Kassel (St. Martin) gesehen.
16.2. Chor-Orgel
16.2.1 Ansprüche an die Chororgel:
• Klangliche Versorgung liturgischer Feiern und anderer Veranstaltungen in diesem Teil der Kirche;
• Begleitung von im Chorraum musizierenden Chören, Ensembles oder Solisten;
• Verlängerung des Klanges der Haupt-Orgel in den östlichen Teil der Kirche, Ausgleich akustischer Verluste.
16.2.2 Standort
Von den oben beschriebenen Aufgaben ausgehend ist die Position in einer Arkade zwischen Nord- und Hauptschiff am geeignetsten. Dieser Standort ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt denkmalpflegerisch noch nicht genehmigt. Die zuständigen Behörden der Nordkirche und des Landes sind aber in die bisherigen Überlegungen zur Standortfindung eingebunden.
16.2.3 Äußere Gestaltung
Die Frage der Optik ist von größter Bedeutung: Das Instrument hätte die Chance und aufgrund seiner Umgebung auch die Pflicht, als Skulptur hochwertig gestaltet zu sein, ohne das Ensemble der in der Nähe befindlichen Kunstwerke zu dominieren. Die Gestaltung des Äußeren der Chor-Orgel ist nicht Teil dieses Wettbewerbs, sie wird in einem separaten Verfahren bestimmt werden. Die innere Anlage ist aber, entsprechend der jeweiligen Detailtiefe der beiden Wettbewerbsstufen, im genannten Sinne vorzuplanen, um annähernde Aussagen über eine Kubatur zu ermöglichen.#
16.2.4 Traktur
Die Tontraktur ist mechanisch anzulegen. (Ausnahmen wären ggf. für einzelne entfernt stehende Pfeifen wie z. B. 16′-Töne denkbar). Wichtige Koppeln sind mechanisch vorzusehen. Zur zusätzlichen elektrischen Tontraktur vgl. Punkt 16.1.9 (Steuerung).
Die Registertraktur soll so weit wie konstruktiv möglich mechanisch funktionieren.
Zusätzlich ist eine elektrische Steuerung mit Setzeranlage vorzusehen. Positionen von Schleifen (im Falle von Schleifladen) oder ggf. Registerventilen könnten speicher- und reproduzierbar sein.
Hinweis: Sofern der Orgelbauer die Überzeugung entwickelt, dass die Ausführung einer mechanischen Traktur für die Chororgel in der hier zu entwickelnden Situation nennenswerte Nachteile im Verhältnis zu den traditionellen Vorteilen mit sich brächte und umgekehrt der Verzicht auf die Mechanik zugunsten einer wie auch immer gearteten elektrischen Steuerung deutliche Vorteile brächte und die eintretenden Verluste (in der Sensibilität der Traktur sowie im Blick auf langfristige Wartung und Ersatzteilbeschaffung) durch zu benennende Aspekte kompensiert werden könnten, wird auch zur gut begründeten Formulierung dieser Überzeugung eingeladen.
16.2.5 Windladen
Hierzu erfolgt keine Festlegung, es besteht zusätzlich Offenheit für Lösungen ähnlich den unter 16.1.10 genannten Instrumenten. Die gewählten Lösungen sind zu begründen.
16.2.6 Klang/Disposition
Neben den o.g. Ansprüchen und Nutzungen der Chororgel, also eher traditionellen Nutzungen und zugehöriger Annäherung an die Bauprinzipien von Chororgeln des 19. Jahrhunderts im französischen Raum, wird eine besondere Eignung zur Wiedergabe jüngster Orgelmusik und zur Improvisationen erwartet. Auch hierin besteht Offenheit für Lösungen ähnlich den unter 16.1.10 genannten Instrumenten.
Erwartet wird ein zweimanualiges Instrument von bzw. entsprechend etwa 12 Registern. Mindestens ein Teil der Orgel ist schwellbar einzurichten, eine zusätzliche klangliche und schwellbare Abstrahlung in das Nordschiff soll erwogen werden.
16.2.7 Winddynamik in der Chororgel
Wie schon unter 16.1.10 beschrieben, soll auch die Chororgel Möglichkeiten zur Beeinflussung des Winddrucks enthalten.
Schiedsspruch der Jury:
Alle Finalisten haben hochwertige Beiträge geliefert. Der Spielraum, den die Auslobung gegeben hat, wurde von allen Teilnehmern in vollem Maße genutzt, wobei die Vorgaben unterschiedlich gewichtet wurden. Dabei kam es zu gleichermaßen kreativen wie auch gegensätzlichen Lösungsansätzen. Um wertschätzend auszudrücken, dass alle drei Teilnehmer sich intensiv mit der komplexen Problematik der Aufgabe auseinandergesetzt haben, wurden ein erster und zwei zweite Preise vergeben bei nicht vergebenem dritten Preis.
Der erste Preis geht an die Werkstatt Johannes Klais Orgelbau in Bonn (D). Ausschlaggebend war dafür die größte Annäherung an den Auslobungstext. Das Preisgericht war von diesem Konzept am meisten überzeugt.
Die Beiträge der beiden zweitplatzierten Teilnehmer – die Werkstatt Rieger Orgelbau in Schwarzach (A) sowie eine Gemeinschaft aus der Werkstatt Gerhard Grenzing in El Papiol (E) und Weimbs Orgelbau in Hellenthal (D) – weisen viele bestechende Details auf. Durch die gewählte Akzentuierung einzelner Aspekte ergab sich aus Sicht des Preisgerichts jedoch eine größere Entfernung zur Auslobung.Es handelte sich um einen reinen Ideenwettbewerb, der nicht zwangsläufig in eine Auftragsvergabe führt. Das Ergebnis ist die Grundlage aller weiteren Überlegungen.
Das vollständige Protokoll der am 26. 9. 2024 gehaltenen Preisrichtersitzung zur 2. Phase des Wettbewerbs ist hier als PDF abrufbar>
Die drei Teilnehmer der 2. Phase des Wettbewerbs
Teilnehmergemeinschaft aus den Firmen
Gerhard Grenzing SA,
und
Weimbs Orgelbau GmbH
D-53940 Hellenthal
https://weimbs.de/
2. Preis
Rieger Orgelbau
A-6858 Schwarzach
https://www.rieger-orgelbau.com/
2. Preis
Die Wettbewerbsbeiträge der 2. Phase
Eigenschaften der drei finalen Beiträge, gegliedert nach Themen bzw. Umsetzung
Abkürzungen: HO = Hauptorgel (auf der Empore), CO = Chororgel (Altarraum), HW = Hauptwerk, POS = Positiv, SW = Schwellwerk, AUX = Auxiliar, PED = Pedal, ET(S) = Einzelton(steuerung); der Begriff “Kern-Orgel” meint den mechanisch anspielbaren Teil des Instruments auf der Empore.
Gemeinsam bei allen Konzepten:
Aufgabe der vorhandenen Windladen (war Option derGebrauch gemacht wurde, außerdem nutzen alle drei die großen Magazinbälge von 1905 in der Turmkammer. Ebenso sehen alle Schnittstellen für die Steuerung der Traktur vor.
Selbst formulierte Zielstellungen (Es handelt sich um Auszüge aus den Textteilen):
Grenzing/Weimbs:
“Aufgrund unserer Analyse der vorhandenen Orgel schlagen wir folgendes Konzept vor:
Für die Tribünenorgel der Marienkirche einen Neubau im Orgelinneren unter Beibehaltung der vorhandenen Struktur des Gehäuses. Als Basis dient ein dreimanualiges Instrument was komplett mechanisch spielbar ist. Dieses Instrument ist klassisch mit den Charakteristiken, die der Orgelprospekt erwarten lassen, aufgebaut.
Das Instrument wird durch mehrere Auxiliarwindladen erweitert. So wird es einerseits universeller und bietet sehr viel Spielraum für zeitgenössische Musik und Improvisation.
Die Chororgel soll die Continuo-Funktion für Chor, Solisten und kleine Orchester erfüllen, ein ideales liturgisches Instrument darstellen und auch als Ergänzung zur Hauptorgel dienen, in Form eines Fernwerks oder Ähnlichem.”
Klais:
“Der Ausgangspunkt unserer Überlegungen für die Fortschreibung der Orgel in St. Marien ist das historische Gehäuse und das vorhandene Material des Pfeifenwerks und der Orgeltechnik. Die historische Substanz formuliert einen Rahmen, dem wir respektvoll begegnen. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass es sich bei dem von uns erarbeiteten Konzept um eine neue Orgel handelt. Dies stellt für uns keinen Widerspruch dar: Ganz bewusst integrieren wir in dieser in jedem Sinne neuen Orgel – die Teil einer raumgreifenden Orgelanlage ist – moderne Komponenten. Es gilt hierbei, den ästhetischen Duktus, der von den historischen Elementen aufgezeigt wird, fortzuführen und weiter zu entwickeln. In diesem Sinne haben wir uns mit der Aufgabenstellung auseinandergesetzt und das folgende Konzept entwickelt.
Da die neue Chororgel ein vollständig neues Instrument sein wird, stellt sich die Frage, inwieweit auf die besonderen Rahmenbedingungen der Hauptorgel Rücksicht genommen werden soll.
Wir sind der Meinung, dass sich eine Einheit dann in besonderem Maße ergibt, wenn trotz der unterschiedlichen Genese und der räumlich getrennten Aufstellung auf diese Punkte* eingegangen wird.”
*) Aspekte der HO im vorgelegten Konzept gemäß Auslobung
Rieger:
“Unser Ziel und unser Anspruch ist, die durch ihren gewachsenen Zustand sehr spezielle Klangcharakteristik der Hauptorgel in ihrem Wesen zu erhalten, sie aber durch respektvolle und moderate Maßnahmen zu einer klanglichen Größe zu führen, die der Imposanz des Orgelprospekts entspricht und die man von einer Orgel dieser Größe auch erwartet. Das wiederum bedingt, die heutige Disposition zu respektieren und sie in ihrer Gesamtheit beizubehalten. Die jetzige Introvertiertheit der Orgel soll sich hin zu einer klanglich sensiblen, aber durchaus selbstbewussten und charaktervollen Noblesse wandeln, ohne dabei ihre Identität aufzugeben.
Die neue Chororgel soll der Klangcharakteristik der Hauptorgel folgen, diese aber neben der Erfüllung ihrer eigenständigen Aufgabe auch klanglich erweitern.”
Besonderheiten über das Auslobungskonzept hinaus bzw. abweichend von diesem:
Grenzing/Weimbs:
Nahezu vollständige Aufgabe des vorhandenen Pfeifenmaterials, in der HO umfangreiche Anwendung von Transmissionen, Befürwortung eines Zentralspieltisches
Klais:
Proportional-elektrische Kegellade für CO, leicht ungleichstufige Temperierung, für Besichtigung bzw. Didaktik geeignete Zonen in der HO
Rieger:
HO-Traktur nur proportional-elektrisch ohne Mechanik, nahezu vollständige Übernahme des vorhandenen Pfeifenmaterials, mikrotonales Register für CO, CO als weitgehend transparentes, didaktisches Instrument
Klaviaturumfänge:
Grenzing/Weimbs: Manuale C-c4, Pedal C-g1
Klais: Manuale C-a3, Pedal C-f1
Rieger: Manuale C-a3, Pedal C-g1
Traktur HO incl. eventueller Möglichkeiten zur Winddosierung im Spielvorgang:
Grenzing/Weimbs:
Im mechanischen Kerninstrument einarmige Traktur und Schleifladen, elektrisch gesteuerte Teilwerke mit verschiedenen Ventiltypen, teilweise ET. Skepsis gegenüber Eingriffen in die Traktur wie Gang- oder Übersetzungsänderung in der HO (Einschätzung geringer Wirkung, qualitätsmindernd für mech. Tontraktur), trotzdem Vorschläge für Möglichkeit der Tastengangsverkürzung.
Espressivo-System mit Steuerung der Öffnungsgeschwindigkeit (Bestromung) und Tonlochmaskierung, aber “nur” on-off-Unterscheidung.
Gesamte Traktur der mech. Orgel auch doppelt elektrisch angelegt (auch für Steuerung von CO aus), Registerzüge ohne “echte” Mechanik (Kronwerk erhält nur elektrische Registratur) erhalten entsprechende Simulation, elektrischer Teil der Registertraktur proportional mit setzbaren Positionen.
Klais:
Im mechanischen Kerninstrument Schleifladen, individuelle Tastengangs-Verkürzung für alle Manuale und Pedal (über Handzüge oder Schwelltritt); für Auxiliar und Aliquotwerk ET-Steuerung (proportionale Kegelventile), zwei Lesesysteme (Velocity und Tastenposition) in den Klaviaturen.
Gesamte Traktur der mech. Orgel auch doppelt elektrisch proportional angelegt (Steuerung von CO aus).
Elektrischer Teil der Registertraktur optional proportional mit setzbaren Positionen.
Rieger:
Proportionale elektrische Traktur (Schleiflade) für die Manualwerke und Pedal mit drei Betriebsmodi (“on/off”, “proportional”, “Traktur” = Simulation des Ventilaufgangs einer mech. Schleiflade), mechanische Tastengangbegrenzung auf alle Manuale, proportionale Einzeltonsteuerung für Auxiliar II und Aliquotwerk (optional auch weitere Reihen)
Zusatzladen für große Basspfeifen (teilw. auch Prospekt) als Einzeltonladen (Abstromtechnik, on/off);
Registertraktur elektrisch mit zwei Modi (on/off, proportional)
Spielanlage HO:
Grenzing/Weimbs:
Viermanualiger Spielschrank (mittig im Hauptgehäuse) mit drei mechanischen Manualen (I HW, II POS, III SW) und einem elektrischen Manual, um auch dort elektrische Nebenwerke anspielen zu können, Registerzüge mechanisch, Touchscreens für AUX und div. Steuerungen, Espressivo-System für die elektrische Traktur.
Klais:
Spielschrank (mittig im Hauptgehäuse), drei Manuale und Pedal mechanisch, Registerzüge mechanisch, Tastenkontakte mit Velocity- und Positionserfassung, AUX/Aliquotsteuerung mit Wippen hinter Abdeckblende, weitere Steuerungen über Touchscreen (Schubladen)
Rieger:
Viermanualiger Spieltisch (mittig im Hauptgehäuse), Manualbelegung frei (floating), alle Klaviaturen proporional lesend, Registertableaus rechts und links mit klassischen Manubrien (incl. proportionaler Lesefähigkeit), Sonderfunktionen in Touchscreens
Traktur CO incl. eventueller Möglichkeiten zur Winddosierung im Spielvorgang:
Grenzing/Weimbs:
mech. Schleiflade, Tastengangsverkürzung in den Manualen
Klais:
Elektrische Kegellade mit Proportionalsteuerung, drei Auszugsreihen mit ET-Kegelventilen (proportional)
Rieger:
Mechanische Traktur (Schleiflade) für Man. I, II, Pedal, elektrische Traktur (proportionale ETS) für Man. III und IV (mikrotonales Werk)
Spielanlage CO:
Grenzing/Weimbs:
Freistehender Spieltisch mit zwei Manualen, mechanisch, Tastengangsbegrenzung, Registerzüge für CO-Register, Touchscreens und Wippen für weitere Funktionen.
Empfehlung für zusätzlichen mobilen Zentralspieltisch, da nur so eine umfassende Steuerung des Gesamtbestandes möglich würde
Klais:
Dreimanualiger elektr. Spieltisch, mobil mit Standardposition am Instrument (“mechanischer” Eindruck), Art der Register- und HO-Steuerung nicht genauer beschrieben
Rieger:
Viermanualiger freistehender Spieltisch leicht eingerückt unter dem aufgeständert gedachten Instrument, Man. I und II mechanisch, III und IV elektrisch, seitliche Registertableaus mit Manubrien, Steuerung der HO über ausklappbare Touchscreens
Windregelungen HO und CO:
Grenzing/Weimbs:
HO: Frequenzumrichter jeweils für Hauptgebläse (HW, POS, PED) incl. Magazinbalg-Bypass, um Änderungen rascher hörbar zu machen, verschiebbares Balggewicht über Einfaltenbalg für SW, eigener Wind für Kron.- und Hochdruckwerk ohne Verstellung.
CO: Verschiebbare Gewichte auf Keilbälgen, separat für Man. I/PED. und Man. II
Klais:
HO: Windmengenregelung durch Schieber, Magazinbalg-Bypass für direkten Motorwind (Überdruck), Frequenzumrichter für Gebläse
CO: keine Windregelung benannt
Rieger:
Individuell flexibler Wind für die drei Manualwerke (0-160 mm WS) [und Pedal] durch verschiebbare Gewichte über Faltenbälgen.
CO: keine Windregelung, “klassische” Anlage ausgenommen mikrotonales Register
Ausrichtung der Disposition HO (so weit beschreibbar – die Formulierungen stammen nicht von den Teilnehmern und sind subjektiven Sichtweisen unterworfen):
Grenzing/Weimbs:
Klassisch-universell, sehr groß (theoretisch 124 Register, aber starke Nutzung von Transmission und Extension), einige Register im SW mit Koppelausbau bis c5, Kern-Orgel mit III/P/59 mechanisch spielbar. Schlagwerke als Vorschlag.
Klais:
Kern-Orgel III/P/55 sowie Auxiliar mit süddeutsch-romantisch ausgerichteter Disposition, klangliche Ausrichtung muss noch näher bestimmt werden.
Rieger:
IV/83 – ähnlich der Disposition von 1938 in ähnlicher Stilistik aufgrund nur geringfügiger Umgruppierung nahezu des gesamten vorhandenen Pfeifenwerks auf drei “klassische” Manualwerke zuzüglich Auxiliar und Aliquotwerk, insgesamt 6 neue Register und 4 neue Auszugsreihen (Aliquotwerk).
Gestaltung Auxiliar HO:
Grenzing/Weimbs:
Mehrere Laden mit unterschiedlichen Ventiltypen: Kronwerk (10 Reg auf Lade), Hochdruckwerk (2 Reihen)
Klais:
5 Grundfarben-Reihen, proportionale ET-Steuerung, schwellbar
Rieger:
Aufteilung in zwei jeweils schwellbare Werke (eines davon mit ETS), überwiegend aus vorhandenem Pfeifenmaterial, 3 neue Register
Gestaltung Aliquotwerk HO:
Grenzing/Weimbs:
Grundtonreihe (16′-1) sowie Reihen für Quint, Terz, Septim, Non, Undezim und Quindezim auf 32′-Basis beginnend
Klais:
Grundtonreihen prinzipalisch und gedackt 16′-2′ sowie Reihen für Quint, Terz, Septim auf 32′-Basis beginnend – Non nur bei ausreichendem Platz, Mensuration (eng oder weit) wird nach umfassender Diskussion entschieden, proportionale ETS, schwellbar
Rieger:
Reihen für Quint, Terz, Septim und Non auf 16′-Basis beginnend, proportionale ETS, im Schweller von Auxiliar II
Umgang mit vorhandenem Pfeifenmaterial:
Grenzing/Weimbs:
Empfehlung, den Bestand geschlossen zu halten und andernorts zu nutzen. Günstig wäre dafür auch der Beibehalt der Windladen. Übernommen würden Posaune 32′ und 16′ im Pedal
Klais:
Festlegung erst nach genauer Bestandsuntersuchung und Bestimmung des Klangkonzepts, teilweise Übernahme von Altmaterial aber grundsätzlich angestrebt, Umarbeitung im nötigen Ausmaß.
Rieger:
Weitestgehende Übernahme (außer 1 Register) innerhalb HO, 3 Register verlegt in die CO, Umarbeitung im nötigen Ausmaß mit angestrebter Beibehaltung der Charakteristik, abhängig von genauerer Untersuchung optional Neubau einzelner Register.
Umgang mit den vorhandenen Prospektpfeifen:
Grenzing/Weimbs:
Neubau in Grillo-Zink, keine genauen Angaben betreffend klingend oder stumm.
Klais:
Einheitlicher Neubau in Zinn (da Bestand zu dünnwandig), weitestmöglich klingend (auch obere Etage)
Rieger:
Neubau oder Restaurierung nach Meinung der Denkmalpflege – empfohlen wird die Restaurierung, möglichst viele Pfeifen davon klingend (auch in oberer Etage), abhängig von Mensuraufnahme und genauem Klangkonzept.
Ausrichtung der Disposition CO (so weit beschreibbar):
Grenzing/Weimbs:
Relativ groß (II/28, allerdings sind von den 6 Registern im Pedal 5 Transmissionen), neben klassisch-romantischer Grunddisposition Panflöte und Windharfe als Sonderkonstruktionen, 2. Manual schwellbar mit unabhängigen Jalousien nach vorne und hinten.
Klais:
I/21 mit Transmissionen/Extensionen, romantische Ausrichtung, Pedal 5 Register ausgezogen aus zwei Reihen, 2. Manual im Schweller.
Rieger:
II/16 mit leicht romantischer Tendenz, mit 2 zusätzlichen Manualen für ein mikrotonales Register, Pedal selbständig (3 Reg.), Generalschweller (außer mikrotonales Register)
Dispositionsentwürfe:
Die Dispositionsentwürfe haben unterschiedliche Aussagekraft:
Bei Grenzing-Weimbs handelt es sich durchgängig um Vorschläge für einen Neubau des Pfeifenwerks.
Bei Klais handelt es sich bei der Hauptorgel um ein Konzept, das die Wiederverwendung von vorhandenen Registern anstrebt, im Einzelnen aber noch offenlässt, was nach der im Konzept erläuterten genaueren Untersuchung und der ausstehenden klanglichen Profilierung entschieden und voraussichtlich zu Änderungen führen würde.
Bei Rieger handelt es sich um die Übernahme des vorhandenen Pfeifenmaterials (ausgenommen ein Register) und damit auch der bisherigen Benennung, einige neue Register werden hinzugefügt.
Die Entwürfe werden als PDF-Dateien angeboten, sie enthalten jeweils die Vorschläge für die Haupt- und die Chororgel:
Grafiken aus den Wettbewerbsbeiträgen:
Gefordert waren Zeichnungen, die die in den Beiträgen formulierte innere Anlage der Hauptorgel und der Chororgel darstellen.
Es werden hier nur einige der Zeichnungen wiedergegeben, außerdem wurde die Auflösung verringert. Zeichnungen zur Chor-Orgel werden hier nicht wiedergegeben, da sie in einem gewissen Ausmaß bereits eine intendierte äußere Gestaltung enthielten. Diese wird aber in einem separaten Verfahren bzw. in der künftigen Entwicklung des Projekts zu erarbeiten sein.
Die Nutzung und Weiterleitung dieser Grafiken ist nicht gestattet!
Die Urheberrechte verbleiben bei den Teilnehmern.
Nächste Schritte
- Ausbau des Fundraisings
- Statische Ertüchtigung am Orgelgehäuse als Grundlage für Außenrestaurierung und Innen-Arbeiten
- Präzisierung des technischen und klanglichen Konzepts auf Basis der Wettbewerbsbeiträge
Im Anschluss bei mindestens teilweise gesicherter Finanzierung: Verhandlungsverfahrenen für die Auftragsvergabe, darin enthalten letzte inhaltliche Festlegungen, Zuschlag an den geeignetsten Anbieter.
Der Beginn der orgelbaulichen Arbeiten würde den parallel vorzubereitenden Beginn der Außenrestaurierung von Orgel und Empore erfordern.
Finanzielle Daten
Die drei Wettbewerbsfinalisten erhalten eine Aufwandsentschädigung von 12.500 Euro, der in der 1. Phase ausgeschiedene Teilnehmer in der Höhe von 4.500 Euro. Die symbolischen Preisgelder betragen 3.000 Euro (1. Preis) und 2.000 Euro (jeweils 2. Preis), der 3. Preis (1.000 Euro) wurde nicht vergeben.
Seit 2019 sind rund 850.000 Euro an Spenden eingegangen bzw. an Zuwendungen angekündigt worden. Annähernd 100.000 Euro wurden bisher für Voruntersuchungen (Konservatorische Daten, Statik-Untersuchung Empore und Orgelgehäuse, Laser-Vermessung Orgelgehäuse und Turmbereich, Holztechnische Bgutachtung etc.) ausgegeben worden.
Die Kosten für die Außenrestaurierung Orgelgehäuse und Empore wurden im Frühjahr 2024 auf 1,5 Mio Euro berechnet. Die orgelbaulichen Kosten für Haupt- und Chororgel entsprechend der Wettbewerbsbeiträge wurden von den Teilnehmern auf Preisbasis Sommer 2024 geschätzt. Aufgrund der veränderlichen Preise und des noch nicht finalisierten Plans ist hier keine genaue Aussage möglich, der Betrag von 4 Mio Euro ist aber eine Größe, die man benennen könnte.